8 Risikofaktoren für Inkontinenz

Inkontinenz ist lange nicht nur eine mögliche Folge des natürlichen Alterungsprozesses. Lesen Sie hier, welche weiteren Risikofaktoren eine Blasenschwäche begünstigen können.

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Risikofaktoren Inkontinenz

Inkontinenz kann jeden treffen. Sie ist nicht an Alter oder Geschlecht gebunden. Während Inkontinenz viele Ursachen haben kann, spielen bestimmte Risikofaktoren eine bedeutende Rolle bei der Entstehung und Entwicklung dieser Erkrankung. Ein umfassendes Verständnis der Risikofaktoren ist entscheidend, um Präventionsstrategien zu entwickeln, die das Risiko von Inkontinenz reduzieren und die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen verbessern können.

Risikofaktor – Alter

Einer der wesentlichen Risikofaktoren für Inkontinenz ist das Alter. Denn mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper. Für Frauen bedeutet das, dass mit den Wechseljahren der Östrogenspiegel sinkt. Das Bindegewebe verliert an Stabilität und Spannkraft. Aus diesem Grund können sich Organe wie Blase oder Gebärmutter absenken. Diese Veränderungen im Bauchraum sind oft der Auslöser für Harninkontinenz bei Frauen. Dahingegen verändert sich bei Männern im Alter die Prostata. Das ist der Hauptgrund für Harninkontinenz bei Männern.

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Risikofaktor – Geschlecht

Von Blasenschwäche sind vorwiegend Frauen betroffen. Besonders bei jüngeren Frauen macht sich der körperliche Unterschied bemerkbar. Denn ihr Körperbau ist für das Gebären eingerichtet. Deshalb ist das Bindegewebe flexibler und der Beckenboden größer. Auch ist die Muskulatur weniger stark als bei Männern. Schwangerschaften und Geburten nehmen dieses Bindegewebe und die Muskulatur stark in Anspruch. Schließlich steigt mit der Zahl der Geburten auch das Risiko.

Bei Männern kommt Harninkontinenz bis etwa zum 50. Lebensjahr vergleichsweise selten vor. Dies hat seine Ursache vor allem in einem stabilen Schließmuskel-Mechanismus. Erst später, wenn sich die Prostata vergrößert, kommt es zu Inkontinenz-Erscheinungen. Denn eine vergrößerte Prostata drückt auf die Blase und die Harnröhre. So wird sie zum Abflusshindernis für den Urin. Übrigens kann häufiger Harndrang ein Hinweis auf eine vergrößerte Prostata sein. Genauso wie das Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung. Auch ein schwächerer Harnstrahl kann ein Anzeichen sein.

In jüngeren Jahren sind Frauen häufiger als Männer von Harninkontinenz betroffen. Jedoch ändert sich das im Alter. Dann sind beide Geschlechter gleich häufig betroffen.

Risikofaktor – Lebensstil

Falsche Ernährung und Trinkgewohnheiten können zu Übergewicht führen – einer der wesentlichen Risikofaktoren. Denn die inneren Organe und das Fettgewebe im Bauchraum belasten bei Übergewicht verstärkt den Beckenboden. Der kann sich senken, besonders, wenn er nicht trainiert oder durch Schwangerschaften vorbelastet ist. Bewegungsmangel erhöht das Risiko, zudem steigt mit zunehmendem Gewicht die Schwere der Inkontinenz. Falsche Ernährung kann auch zu Verstopfung führen. Wenn man dann beim Stuhlgang presst, erhöht sich der Druck im Bauchraum zusätzlich. Ein ähnliches Problem haben Raucher, besonders die mit Raucherhusten. Der häufige Husten drückt auf den Bauchraum und begünstigt damit eine Blasenschwäche.

Risikofaktor – Zu wenig trinken

Auch wenn es widersprüchlich klingt, aber ein Großteil der Bevölkerung vergisst, ausreichend zu trinken. Wer in beruflichen Zwängen steckt, verschiebt oft terminbedingt Aufnahme und Abgabe von Flüssigkeit. Dieses kann sich zu einem der vielen Risikofaktoren entwickeln und kann schließlich zu Inkontinenz fördern. Auch zu häufige präventive Toilettengänge sind nicht gut für die Blase. Sie kann „verlernen“, sich zu dehnen und zu füllen. Dann macht sich der Harndrang verfrüht bemerkbar. Zudem wird durch die geringere Flüssigkeitsaufnahme der natürliche Entgiftungsprozess des Körpers durcheinander gebracht. Die Blase und Harnröhre werden dadurch anfälliger für Infektionen.

Lesen Sie in unserem Artikel Richtig trinken bei Inkontinenz, wie Sie Ihre Harnblase richtig entlasten.

Risikofaktor – Psyche

Stress ist nicht gut für die Seele – und für die Blase. Alltagssorgen, Stress und Aufregung belasten das Nervensystem.  Schließlich steuert das Nervensystem auch die Blase. Depression, Nervosität und Lampenfieber sind oft mitverantwortlich für Harninkontinenz. Auch Probleme in der Beziehung und der Sexualität können auf die Blase gehen. Oftmals hat Harninkontinenz, besonders bei Frauen, keine körperliche Ursache, sondern ist Folge emotionaler Anspannung.

Risikofaktor – körperliche Belastung

Berufliche Tätigkeiten, die starkes Heben verlangen, drücken auf den Unterbauch und sind belastend für die Blase. Das gilt auch für Kraftsportarten wie Gewichtheben. Schwimmen, Radfahren oder Yoga dagegen sind gut für den Beckenboden. Ständiges Husten und das Pressen beim Stuhlgang können ebenfalls Inkontinenz fördern.

Risikofaktor – genetische Veranlagung

Viele Krankheiten gehen auf erbliche Faktoren zurück. Auch Inkontinenz kann in manchen Familien überproportional häufig erscheinen. Bindegewebs- und Muskelschwäche können ererbt sein. Untersuchungen ergaben, dass Kinder mit einer 43 % höheren Wahrscheinlichkeit Inkontinenzprobleme bekommen, wenn auch schon ein Elternteil betroffen war. Sind es beide Elternteile, steigt die Wahrscheinlichkeit für das Kind schon auf 77 Prozent. Dagegen liegt die Wahrscheinlichkeit bei nur 15 %, wenn kein Elternteil vorbelastet war.

Es ist möglich, dass Menschen ihre Veranlagung zu einer Inkontinenzform an ihre Kinder weitergeben.

Risikofaktor – medizinische Behandlung

Operationen – zum Beispiel die Entfernung der Gebärmutter oder der Prostata – und Bestrahlungen des Unterleibs können Inkontinenz fördern. Auch Medikamente, etwa gegen Bluthochdruck, Schmerzmittel und Antidepressiva, können die Ausbildung einer Inkontinenz verursachen oder eine bestehende verstärken.

Risikofaktoren für Inkontinenz

Alle Risikofaktoren auf einen Blick

  • Alter
  • Geschlecht
  • Lebensstil
  • falsches Trinkverhalten
  • psychologische Faktoren
  • körperliche Belastung
  • genetische Veranlagung
  • medizinische Behandlung

Risikofaktor Fazit

Risikofaktoren gibt es viele, wobei Alter, Geschlecht und Lebensstil zu den wesentlichsten gehören. In Deutschland sind etwa zehn Millionen Menschen von einer oder mehreren Formen der Inkontinenz betroffen. Begeben Sie sich rechtzeitig in ärztliche Betreuung! Zwischenzeitlich sollten Sie sich mit Beckenbodentraining, das beste Mittel gegen Inkontinenz, vertraut machen. Zur zusätzlichen Absicherung helfen Ihnen Inkontinenzprodukte wie Einlagen und Pants.

 


Quellen

https://www.sjs-bremen.de/fileadmin/daten/mandanten/sjb/PDF/PDL/Inkontinenz_0613.pdf

https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/3191/26Herxag1MT4M_31.pdf?sequence=1&isAllowed=y