Intertrigo in der Pflege | Hautwolf vorbeugen!

Intertrigo ist eine entzündliche Hauterkrankung, die in Hautfalten auftritt. Jeder kann betroffen sein, doch gerade in der Altenpflege kommt der sogenannte Hautwolf häufig vor. Wir erklären, wie es zu Intertrigo kommt und wie Sie diesem vorbeugen können.

Intertrigo Beitrag

Definition – Was ist Intertrigo?

Im Vergleich zu schwerwiegenden Hauterkrankungen wie Dekubitus mag Intertrigo als vergleichsweise harmloses Leiden erscheinen, doch seine Auswirkungen können für Betroffene erhebliche Unannehmlichkeiten mit sich bringen. Das ständige Brennen, Jucken und die Irritation der geschädigten Hautbereiche können nicht nur physisch, sondern auch psychisch zur Belastung werden. Daher ist die präventive Hautpflege, insbesondere in der Altenpflege, von großer Bedeutung.

Intertrigo kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Wundreiben.

Liegen über einen längeren Zeitraum Hautflächen eng aufeinander oder reiben bei Bewegung immer wieder aneinander, kann dies zu einer Stauung von Wärme führen. Schweiß sammelt sich an und ein feuchtes Hautklima entsteht. Die Reibung oder das Aufeinanderliegen der Haut lässt sie wund werden und vermindert ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Bakterien- und Pilzinfektionen. Die problematische Hautirritation zeigt sich dann in roten und nässenden Hautschädigungen in den betreffenden Hautfalten, die sogar zur Rissbildung führen können. Der sogenannte Intertrigo (Hautwolf) entsteht.

Ursachen für Intertrigo

Die Ursachen für ein Wundreiben sind immer die Gleichen. Die Kombination aus Wärme, Reibung und Feuchtigkeit der Haut. Diese können durch unterschiedliche Faktoren begünstigt oder hervorgerufen werden. Inkontinenz, Adipositas oder auch eine Infektionskrankheit mit Fieber können solche Faktoren begünstigen.


Ursachen Intertrigo Schaubild


Risikofaktoren für Hautwolf

Verschiedene Erkrankungen können zu einer erhöhten Schweißproduktion führen. In den Hautfalten sammelt sich die Feuchtigkeit und in Verbindung mit der Körperwärme entsteht ein feucht-warmes Milieu, das die rasche Vermehrung von Bakterien und Pilzen begünstigt. Besonders wenn der Bewohner bereits an einer anderen Infektion, wie beispielsweise einer Grippe, leidet, ist die geschwächte Immunabwehr oft nicht mehr in der Lage, die zusätzliche Entzündung der Haut erfolgreich zu bekämpfen. Es entsteht eine Anfälligkeit für weitere Hautprobleme aufgrund des feuchtwarmen Umfelds, das die Vermehrung von Mikroorganismen begünstigt.

Bei Inkontinenz erzeugt der Urin, ähnlich wie Schweiß, ein feuchtwarmes Hautmilieu, das ideale Bedingungen für die Bildung von Bakterien und Pilzen schafft. Die im Urin enthaltenen Stoffe wie Ammoniak belasten die Haut zusätzlich. Bei Stuhlinkontinenz kommt es durch den Kontakt zu Schäden an der Haut, insbesondere bei Durchfall und dünnem Stuhl. Einige Inkontinenzprodukte beeinträchtigen aufgrund ihrer Außenfolie die Luftzufuhr zur Haut, was dazu führen kann, dass sich Feuchtigkeit in Hautfalten aufstaut. Es ist wichtig, auf Inkontinenzmaterial zurückzugreifen, welches atmungsaktive Materialien verwendet.

Risikofaktoren sind:

  • starkes Übergewicht (Adipositas)
  • Diabetes mellitus
  • Herzinsuffizienz
  • fiebrige Infektionskrankheiten
  • Inkontinenz
  • spastische Lähmungen
  • Immobilität (Rollstuhlfahrer, Bettlägerigkeit)

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Symptome Intertrigo – Darauf sollten Sie achten

Gerade in der Altenpflege kann es schnell zu Hautproblemen kommen. Immobilität und damit einhergehende Schwierigkeiten bei der Körperpflege können dabei ein Auslöser sein. Aber auch die empfindliche Haut im Alter, die eher zu Wundsein und Irritationen neigt, bietet dabei einen Nährboden für entzündliche Hauterkrankungen. Nicht immer ist sofort ersichtlich, dass der Bewohner oder die pflegebedürftige Person ein Problem hat. Achten Sie deshalb auf typische Symptome, die auf ein Intertrigo hindeuten können, um frühzeitig eine Intertrigo-Prophylaxe einzuleiten und damit Komplikationen der Hautgesundheit zu vermeiden.

  • Die Haut des Bewohners zeigt Anzeichen von Schwellung, Rötung und Aufweichung.
  • Kleine Risse in der Haut sind erkennbar, sogenannte Fissuren.
  • Der Bewohner äußert fortlaufend einen anhaltenden Juckreiz und ein brennendes Unbehagen an bestimmten Körperstellen.
  • Es besteht die Neigung, sich häufig in der betreffenden Region zu kratzen.
  • Das Erscheinen von weißlichen Belägen deutet auf eine mögliche Pilzinfektion hin.
  • Im Falle von nässenden Hautläsionen und Pusteln liegen Anzeichen für eine bakterielle Infektion vor.

Es ist wichtig, diese Symptome genau zu beobachten und bei Bedarf medizinischen Rat einzuholen, um eine angemessene Diagnose und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu gewährleisten.

Welche Hautpartien sind betroffen?

Die klassischen Hautpartien, an denen Intertrigo auftritt, sind überall dort, wo sich Hautfalten bilden. Dazu gehören Bereiche wie der Leistenbereich, unter den Brüsten, an den Bauchfalten von adipösen Menschen, in Achselhöhlen, in den Zwischenräumen von Fingern oder Zehen, im Bereich der Gesäßfalten und allgemein im Windelbereich, unter den Hoden, oder an den Oberschenkelinnenseiten. Der gesamte Intimbereich ist dabei gefährdet, besonders wenn Übergewicht und/oder eine Inkontinenz vorliegt.

Diese Regionen sind anfälliger für Feuchtigkeits- und Wärmestau sowie Reibung, was die Entstehung von Intertrigo begünstigen kann. In der Pflege sollte auf eine sorgfältige Hautpflege und Prävention in diesen Bereichen geachtet werden, um das Risiko von Hautirritationen und Infektionen zu minimieren.


Intertrigo Hautpartien


Intertrigo Prophylaxe

Die Prophylaxe von Intertrigo umfasst mehrere wichtige Maßnahmen, um die Entstehung dieser Hauterkrankung zu verhindern. Die genannten Prophylaxe-Maßnahmen zielen darauf ab, die Risikofaktoren zu minimieren, die zur Entstehung von Intertrigo beitragen können, und so das Wohlbefinden der Betroffenen zu fördern.

Hygiene – Regelmäßige Reinigung der betroffenen Hautbereiche, insbesondere in den genannten Hautfalten.

Trockenhalten – Gewährleistung einer trockenen Haut, um Feuchtigkeitsstau zu verhindern. Hierbei sind sorgfältiges Abtrocknen nach dem Waschen und die Vermeidung von übermäßiger Feuchtigkeit entscheidend. Es können auch Kompressen oder Baumwolltücher in die Falten gelegt werden, um die Wunde trocken zu halten.

Luftdurchlässige Kleidung – Tragen von atmungsaktiver Kleidung, um die Luftzirkulation zu fördern und Feuchtigkeitsstau zu minimieren.

Gewichtskontrolle – Bei adipösen Personen ist eine Gewichtskontrolle wichtig, um die Reibung und den Druck auf Hautfalten zu reduzieren.

Vermeidung von Reibung – Auswahl von lockeren, nicht scheuernden und zu engen Kleidungsstücken, um Reibung zu minimieren. Frauen wird ein BH empfohlen.

Korrekte Inkontinenzversorgung – Bei Inkontinenz ist die Verwendung von luftdurchlässigen Inkontinenzprodukten entscheidend, um die Haut trocken zu halten und das Risiko von Hautirritationen zu verringern. Regelmäßiges Wechseln der Produkte ist ebenfalls entscheidend.

Richtige Pflegeprodukte verwenden – Vermeiden Sie die Verwendung von Puder. Die Anwendung von Puder kann kleine Klumpen bilden, die auf der Haut Reibung verursachen und zusätzliche Irritationen hervorrufen können.

Cremes dünn auftragen – Es ist möglich, Hautpflegeprodukte wie Pflegecremes oder -öle zu verwenden. Es ist jedoch wichtig, darauf zu achten, Pflegeprodukte dünn aufzutragen, um die Bildung dicker Filme auf der Haut zu verhindern. Denn auch diese können einen Feuchtigkeitsstau hervorrufen.

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Intertrigo Behandlung

Die Behandlung von Intertrigo beinhaltet verschiedene Maßnahmen, die darauf abzielen, die entzündete Haut zu beruhigen, Infektionen zu kontrollieren und Rückfälle zu verhindern. Je nach Schweregrad der Hautläsionen kann die Behandlung variieren. Genau wie bei der Vorbeugung von Intertrigo ist es aber ebenso bei der Behandlung wichtig, die betroffenen Hautstellen trocken zu halten, um einen Feuchtigkeitsstau zu vermeiden. Leichte Baumwollkleidung ist außerdem wichtig, um weitere Reibung zu vermeiden. Entzündungshemmende Mittel wie schwach dosierte Kortisonsalben oder zinkhaltige Pasten können rasche Linderung verschaffen. Bei Pilzinfektionen werden in der Regel antimykotische Salben verschrieben, die über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Bei voranschreitenden bakteriellen Infektionen kommen häufig antibiotische Salben oder auch Antibiotika zum Einnehmen zum Einsatz.

Fazit Intertrigo (Hautwolf)

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Intertrigo, auch als „Hautwolf“ bekannt, eine entzündliche Hauterkrankung ist, die in Hautfalten auftritt. Ursächlich sind vor allem Faktoren wie Feuchtigkeit, Reibung und Wärme. Die betroffenen Hautstellen sollten trocken gehalten und Reibung vermieden werden, beispielsweise durch die Verwendung leichter Baumwollstoffe. Entzündungshemmende Mittel wie Kortisonsalben oder zinkhaltige Pasten können Linderung verschaffen. Bei bakteriellen oder Pilzinfektionen ist eine ärztliche Abklärung erforderlich, oft inklusive eines Abstrichs, um die geeignete Behandlung festzulegen. Die Prophylaxe spielt eine entscheidende Rolle, insbesondere in der Altenpflege und bei Personen mit Risikofaktoren wie Adipositas. Letztendlich ist eine individuelle, auf die Schwere der Erkrankung abgestimmte Therapie notwendig, um die Beschwerden zu lindern und Rückfälle zu verhindern.

 


 

 

Quellen

Intertrigo / Dietrich Abeck – https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-7985-1926-8_13

https://flexikon.doccheck.com/de/Intertrigoprophylaxe

https://www.pschyrembel.de/Intertrigo/K0B08