Pflegenotstand | Wie sieht in Zukunft die Pflege aus?

Pflegenotstand beschreibt die Situation, in der es einen Mangel an Pflegekräften gibt, um den Bedarf an Pflegeleistungen zu decken. Dieser Mangel kann verschiedene Bereiche der Pflege betreffen, einschließlich Krankenhäuser, Pflegeheime, ambulante Pflegedienste und häusliche Pflege. Wie ist der aktuelle Stand? Wohin geht es mit der Pflege? Lesen Sie jetzt mehr.

Pflegenotstand

Aktuelle Situation – Was ist der Pflegenotstand?

Immer wieder ist die Rede von einem Pflegenotstand in Deutschland. Aber was genau bedeutet das? Wie kritisch ist die momentane Situation wirklich und womit haben wir in den nächsten Jahren in der Pflege zu rechnen? Zunächst einmal bedeutet ein Pflegenotstand nichts anderes, als dass es mehr pflegebedürftige Menschen gibt als Personal, welches diesen Bedarf an Pflegeleistungen decken kann. Dieser Mangel macht sich aber nicht nur in Pflegeheimen bemerkbar, sondern auch in Kliniken und ambulanten Pflegediensten.

Es gibt einen Mangel an Personen, die beruflich pflegebedürftige Menschen betreuen und pflegen.

2021 lag die Zahl der pflegebedürftigen Personen bei 4,96 Millionen Menschen. Die Anzahl der Personen, die 2021 in Pflegeheimen (814.000) und Pflegeeinrichtungen (442.900) arbeiteten, lag bei etwa 1,3 Millionen. Es fehlen laut der Gewerkschaft ver.di ca. 70.000 Pflegekräfte. Manche gehen sogar von einem Mangel von 100.000 Pflegekräften aus.

Das Statistische Bundesamt hat infolge der ansteigenden Alterung der Gesellschaft ausgerechnet, dass der Bedarf an Pflegekräften bis zum Jahr 2049 im Vergleich zu 2019 um ein Drittel auf 2,15 Millionen steigen wird. Die Pflegekräfte Vorausberechnung deutet darauf hin, dass im Jahr 2049 die erwartete Zahl an Pflegekräften zwischen 280.000 und 690.000 unter dem errechneten Bedarf liegen könnte. Hier wird deutlich, dass sich das Problem in den kommenden Jahren verschärfen wird.

Was sind die Ursachen des Pflegenotstands?

Die Gründe für den Pflegenotstand sind vielfältig. Das Pflegesystem ist dabei natürlich eines der Hauptprobleme, ebenso wie die Alterung der Gesellschaft.

  1. Demografischer Wandel: Mit einer alternden Bevölkerung steigt die Nachfrage nach Pflegeleistungen, während gleichzeitig weniger Menschen für Pflegeberufe zur Verfügung stehen.

  2. Arbeitsbedingungen: Pflegeberufe sind oft mit hohem Arbeitsdruck, langen Arbeitszeiten, emotionaler Belastung und vergleichsweise niedrigen Gehältern verbunden, was dazu führt, dass weniger Menschen diesen Beruf wählen oder ihn frühzeitig verlassen.

  3. Ausbildungskapazitäten: Es gibt nicht genügend Ausbildungsplätze für Pflegekräfte, um den Bedarf zu decken, oder es mangelt an Anreizen für Menschen, eine Pflegeausbildung zu absolvieren.

  4. Fachkräftemangel: Insbesondere in ländlichen Regionen oder bestimmten Fachbereichen der Pflege, wie beispielsweise der Altenpflege oder der Intensivpflege, kann es an qualifizierten Fachkräften fehlen.

  5. Angehörige pflegen weniger: Immer weniger Angehörige pflegen ihre Verwandten. Die zunehmende Mobilität führt häufig zu einer großen Entfernung zur Verwandtschaft. Auch sind viele Menschen heute stärker beruflich eingebunden und es fehlt die Zeit.

Der Pflegenotstand und seine Folgen

Der Pflegenotstand kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Qualität der Pflege und die Versorgung von Patienten haben. Er kann zu längeren Wartezeiten, einer unzureichenden Betreuung, höherem Arbeitsdruck für das vorhandene Personal und einem erhöhten Risiko für Pflegefehler führen.

Bei einem Mangel an Pflegekräften leidet als Erstes die Qualität der Pflege. Pflegekräfte sind überlastet und haben weniger Zeit für jeden Patienten oder Bewohner, was zu einer unzureichenden Versorgung führen kann. Dies kann sich negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pflegebedürftigen auswirken. Der Pflegenotstand geht oft mit hohen Arbeitsbelastungen für das vorhandene Pflegepersonal einher. Lange Arbeitszeiten, vermehrter Stress und ein hoher Druck können zu einer erhöhten Burnout-Rate führen und die Mitarbeiterzufriedenheit beeinträchtigen. Dies kann wiederum zu einem Teufelskreis führen, da unzufriedene Mitarbeiter eher den Beruf verlassen oder weniger effektiv arbeiten.

In Gebieten mit einem starken Pflegenotstand können Pflegeeinrichtungen nicht genügend Pflegeplätze anbieten oder ihre Dienstleistungen einschränken. Dies kann dazu führen, dass Pflegebedürftige Schwierigkeiten haben, angemessene Pflege zu erhalten, oder dass Angehörige keine geeignete Unterstützung finden. Aber auch wirtschaftliche Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen. Wenn Pflegebedürftige nicht angemessen versorgt werden können, entstehen dadurch eventuell zusätzliche Kosten, etwa durch vermehrte Krankenhausaufenthalte oder längere Krankheitsphasen. Ein Pflegenotstand kann auch gesellschaftliche Auswirkungen haben, da die Pflege von älteren oder kranken Menschen oft auch eine soziale Komponente beinhaltet. Wenn diese Unterstützung fehlt oder unzureichend ist, kann dies zu sozialer Isolation, Einsamkeit und einem Gefühl der Vernachlässigung führen. Insgesamt kann ein Pflegenotstand also erhebliche Auswirkungen auf die Pflegequalität, die Arbeitsbedingungen, die Verfügbarkeit von Pflegeeinrichtungen, die Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt haben.

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Pflegenotstand in der Altenpflege

Nicht nur in Krankenhäusern und Intensivstationen fehlt das Pflegepersonal. Besonders in der Altenpflege, sowohl im ambulanten, als auch in der stationären Pflege wird der Pflegenotstand jetzt schon deutlich. Darüber hinaus zeigt eine Analyse, dass ein überdurchschnittlich hoher Anteil der derzeit 655.000 Beschäftigten in der Altenpflege älter als 50 Jahre ist. Über ein Drittel dieser Pflegenden wird voraussichtlich bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts das Rentenalter erreichen und daher durch Nachwuchskräfte ersetzt werden müssen.

Bereits heute wird die Altenpflege als eines der Berufsfelder mit dem gravierendsten Personalmangel betrachtet.

Lösungen – Dem Pflegenotstand entgegenwirken

Der Ausblick macht deutlich, dass die Situation kritisch ist und bleiben wird, sofern keine Maßnahmen dagegen ergriffen werden. Es gibt verschiedene Ansätze, die den Pflegenotstand in Deutschland eindämmen sollen. Dazu gehören die Verbesserung von Arbeitsbedingungen und der Einsatz von digitaler Unterstützung der Pflegekräfte. Insgesamt muss die häusliche Pflege attraktiver gestaltet und gleichzeitig für den Nachwuchs in Pflegeberufen gesorgt werden.

Es ist wichtig, dass die aufgeführten Maßnahmen nicht isoliert betrachtet werden, sondern als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes zur Bewältigung des Pflegenotstands. Durch die Zusammenarbeit von Regierungen, Gesundheitseinrichtungen, Bildungseinrichtungen, Pflegeverbänden und anderen Akteuren können langfristige Lösungen entwickelt werden, um die Pflegeversorgung zu verbessern und den Bedarf an Pflegekräften zu decken.

  1. Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Die Schaffung von besseren Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte kann dazu beitragen, den Beruf attraktiver zu machen und das bestehende Personal zu halten. Dazu gehören eine angemessene Bezahlung, ausreichende Ruhezeiten, eine angemessene Arbeitsbelastung und die Förderung eines unterstützenden Arbeitsumfeldes.

  2. Förderung von Ausbildungsprogrammen: Durch die Förderung von Ausbildungsprogrammen für Pflegeberufe kann die Anzahl der qualifizierten Pflegekräfte erhöht werden. Dies kann durch staatliche Subventionen für Ausbildungskosten, Stipendienprogramme oder die Schaffung von Ausbildungsplätzen in Pflegeeinrichtungen erreicht werden.

  3. Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland: Die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland kann helfen, den Personalbedarf kurzfristig zu decken, während gleichzeitig langfristige Lösungen wie die Ausbildung und Förderung von einheimischem Personal umgesetzt werden.

  4. Technologische Innovationen: Die Implementierung von Technologien wie Robotik, Telemedizin und digitalen Gesundheitslösungen kann dazu beitragen, die Effizienz der Pflege zu steigern und die Arbeitslast der Pflegekräfte zu verringern.

  5. Verbesserung der Berufsattraktivität: Maßnahmen zur Verbesserung der Berufsattraktivität können dazu beitragen, mehr Menschen für eine Karriere in der Pflege zu gewinnen. Dazu gehören Informationskampagnen über die Vielfalt und die Möglichkeiten in Pflegeberufen sowie die Förderung von Karriere-Entwicklungsmöglichkeiten und Weiterbildungsprogrammen.

  6. Stärkung der häuslichen Pflege: Die Förderung und Unterstützung der häuslichen Pflege kann dazu beitragen, die Belastung von Pflegeeinrichtungen zu verringern und gleichzeitig den Bedürfnissen von Pflegebedürftigen gerecht zu werden. Dies kann durch finanzielle Unterstützung, Beratungs- und Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige und den Ausbau von ambulanten Pflegediensten geschehen.

 

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Fazit Pflegenotstand

In Anbetracht der komplexen Herausforderungen, denen sich das Gesundheitswesen gegenübersieht, bleibt der Pflegenotstand eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Der Pflegenotstand ist keine isolierte Angelegenheit, sondern ein tiefgreifendes strukturelles Problem, das weitreichende Auswirkungen auf das Wohlergehen von Pflegebedürftigen, Pflegekräften und der Gesellschaft insgesamt hat. Trotz zahlreicher Diskussionen und Versuche, Lösungen zu finden, bleibt die Situation alarmierend. Pflegekräfte sind überlastet, die Arbeitsbedingungen oft unzureichend, und die Qualität der Pflege leidet. Es ist unumgänglich, dass alle relevanten Akteure – von politischen Entscheidungsträgern über Gesundheitsorganisationen bis hin zur Gesellschaft als Ganzes – gemeinsam handeln, um diesen Notstand zu bewältigen. Es bedarf konkreter Maßnahmen, die die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessern, ihre Bezahlung angemessen gestalten und die Ausbildung und Weiterbildung fördern. Darüber hinaus müssen die Strukturen im Gesundheitswesen überdacht und flexiblere Lösungen gefunden werden, um den steigenden Bedarf an Pflegeleistungen zu decken.

 


 

 

Quellen

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/01/PD24_033_23_12.html

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2722/umfrage/pflegebeduerftige-in-deutschland-seit-1999/

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/144079/Personalnot-in-der-Altenpflege-verschaerft-sich-weiter