Demenzformen | die 3 häufigsten im Überblick

Demenz umfasst insgesamt mehr als 50 Krankheitsformen. Die drei häufigsten – Alzheimer, vaskuläre Demenz und frontotemporale Demenz haben wir hier für sie zusammengefasst.

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Übersicht der Demenzformen

Unter allen Demenzformen versteht man verschiedene Erkrankungsbilder, die verbunden sind mit einem Verlust geistiger Funktionen wie etwa Orientierung, Erinnerung und Denken. Genauer gesagt führen diese Erkrankungsbilder allmählich dazu, dass Betroffene alltägliche Aktivitäten nicht mehr alleine durchführen können.

Alzheimer ist die häufigste Form unter den Demenzformen, an der 60 – 65 % der Erkrankten leiden. Vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form und tritt in 20 – 30 % der Fälle auf. Darüber hinaus existieren auch Mischformen zwischen Alzheimer und vaskuläre Demenz. Diese Mischformen machen etwa 15 % der Dementen aus. Zudem treten andere seltene Demenzformen wie frontotemporale Demenz in 5 – 15 % der Fälle auf.

Demenzformen

Häufigste aller Demenzformen – Alzheimer

Aktuell ist Alzheimer eine hirnorganische Krankheit, an der allein in Deutschland über 1,2 Millionen Menschen leiden. Prognosen zufolge wird bereits im Jahr 2050 mit drei Millionen Erkrankten gerechnet. Diese unheilbare Gehirnstörung mit bislang unbekannter Ursache verläuft stets tödlich.

Im Gegensatz zu gesunden Menschen vergessen Erkrankte nicht nur gelegentlich Daten oder andere Informationen, sondern verlieren fortschreitend ihre gesamten Gedächtnisfunktionen. Insbesondere das Kurzzeitgedächtnis lässt bereits in einem frühen Stadium der Krankheit nach. Darüber hinaus sind viele Erkrankte weiterhin von Antriebslosigkeit, Angstzuständen, Depressionen und vielen weiteren Symptomen betroffen.

Weiterhin zeichnet diese Krankheit insbesondere aus, dass sie erst in einem sehr hohen Lebensalter auftritt. In Deutschland sind lediglich drei bis vier Prozent aller Menschen im Alter von 70 bis 75 Jahren betroffen. Bei Personen im Alter von über 90 Jahren steigt die Häufigkeit der Erkrankung auf über ein Drittel an.

Alzheimer – Symptome

Eines der deutlichsten Symptome von Alzheimer ist eine stetige Veränderung der Persönlichkeit eines Erkrankten. Dabei spielen unter anderem Halluzinationen, Angstzustände, Depressionen sowie Aggressionen eine sehr große Rolle. Gleichzeitig verlieren die meisten Erkrankten das Interesse an vielen Hobbys und Tätigkeiten, denen sie bislang häufig nachgegangen sind. Darüber hinaus finden sich bei jedem Erkrankten die folgenden Symptome: Gedächtnisverlust, Sprachstörungen, Sinnestäuschungen.

Die Krankheit Alzheimer zeichnet sich durch eine stetige Verschlechterung des Gesundheitszustands sowie eine fortlaufende Steigerung der Symptome aus. Vereinzelt kann es jedoch auch vorkommen, dass die Symptome der Krankheit akut beginnen oder sich sogar ein wechselhafter Verlauf einstellt. Dabei sind die Patienten von ständigen Verschlechterungen sowie Verbesserungen des Krankheitsbilds betroffen.

Alzheimer – Ursachen

Der enorme Verlust von Nervenzellen sowie der für die Leistungsfähigkeit des Gehirns zwingend erforderlichen Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen kann aktuell noch nicht wissenschaftlich erklärt werden. Dennoch sind sich die Forscher einig, dass insbesondere Eiweißablagerungen für das Absterben der Nervenzellen verantwortlich sind. Bei Alzheimer beginnt der Verlust der Nervenzellen stets im sogenannten Riechhirn. Anschließend weiten sich die Schäden auf sämtliche angrenzenden Regionen aus, bis sie schließlich das gesamte Gehirn betreffen. Bevor es zum Tod des Erkrankten kommt, kann das Gehirn bis zu einem Fünftel seiner ursprünglichen Masse verlieren.

Alzheimer – Therapie

Aktuell gibt es noch keine wirkungsvolle Therapie, um Alzheimer zu heilen oder lediglich hinauszuzögern. Nachdem die Krankheit vollständig ausgebrochen ist, bleiben den Betroffenen nur noch wenige Jahre. Diese Krankheit führt unweigerlich zum Tod des Erkrankten. Dennoch gibt es einige Therapieansätze, um die Symptome der Krankheit zu bekämpfen und den Betroffenen das verbleibende Leben so lebenswert wie möglich zu gestalten. Dabei haben sich in den vergangenen Jahren sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Therapieansätze etabliert.

Vaskuläre Demenz – zweithäufigste Demenzform

Die vaskuläre Demenz ist als Oberbegriff für unterschiedliche Demenzen zu verstehen, deren Ursache in Störungen der Blutversorgung des Hirngewebes liegt. Die Medizin schätzt, dass eine vaskuläre Demenz zwischen zehn und 15 Prozent aller Demenzerkrankungen ausmacht.

Vaskuläre Demenz – Symptome

Personen, die unter einer vaskulären Demenz leiden, fällt es sehr schwer, aufmerksam zuzuhören, sich zu orientieren und zusammenhängend zu sprechen. Auf andere Menschen wirken sie hierdurch oftmals sehr verwirrt. Zusätzlich können Konzentrations- und Antriebsstörungen sowie Stimmungsschwankungen auftreten. Solche Schwankungen des Gemüts machen sich unter anderem dadurch bemerkbar, dass die Emotionen der Betroffenen sehr schnell wechseln.

Eine vaskuläre Demenz ist mit neurologischen Ausfällen verbunden. Dies macht sich etwa durch eine Halbseitenlähmung, Gangstörungen und gesteigerte Eigenreflexe verschiedener Muskelgruppen bemerkbar. Zusätzlich können Störungen der Blasenentleerung oder Inkontinenz auftreten. Eine Beeinträchtigung des Sozialverhaltens und der Persönlichkeit der Betroffenen lässt sich durch eine vaskuläre Demenz nicht erklären. Oftmals sind die Gedächtnisleistungen von der Erkrankung nur wenig betroffen.

Vaskuläre Demenz – Ursachen

Ursache für eine vaskuläre Demenz ist eine verminderte Durchblutung (Ischämie) im Gehirn. In der Folge sterben Nervenzellen ab. Besonders häufig ist eine Multiinfarkt-Demenz. Diese wird durch gleichzeitig oder zeitlich versetzt auftretende ischämische Schlaganfälle verursacht, durch die eine große Masse an Nervengewebe abstirbt. Eine vaskuläre Demenz kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden. Hierzu sind unter anderem Diabetes mellitus, Herzerkrankungen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und Rauchen zu nennen.

Frontotemporale Demenz – Seltene Demenzform

Bei der Frontotemporalen Demenz handelt es sich um eine vergleichsweise seltene Form von Demenz. Im Gegensatz zu anderen Formen von Demenz bleibt die Gedächtnisleistung der Betroffenen weitgehend erhalten. Durchschnittlich macht sich die Erkrankung bei betroffenen Personen zwischen 50 und 60 Jahren zum ersten Mal bemerkbar. Bekannt war sie früher auch unter der Bezeichnung Morbus Pick bzw. Pick-Krankheit.

Frontotemporale Demenz – Symptome

Personen, die unter einer Frontotemporalen Demenz leiden, zeigen ein unsoziales und auffälliges Verhalten. So vernachlässigen Betroffene ihre Pflichten, zeigen nur noch geringes Interesse für ihre Hobbys und Familienangehörige und leiden häufig unter Apathie, Teilnahmslosigkeit und Antriebslosigkeit. Zudem äußert sich eine Frontotemporale Demenz bei Betroffenen durch eine erhöhte Reizbarkeit, Aggressivität und eine Verletzung sozialer Normen. Die Patienten selbst halten sich für gesund und sehen eher in ihrem Umfeld den Grund für die oftmals angespannten sozialen und familiären Kontakte. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann eine Frontotemporale Demenz zu Gedächtnisstörungen und Sprachstörungen führen. Aufgrund der zahlreichen Symptome fällt es den Patienten immer schwieriger, ihren Alltag zu meistern. In manchen Fällen kann es zusätzlich zu neurologischen Symptomen wie etwa Schluck-, Gang- und Bewegungsstörungen kommen. Das Endstadium einer Frontotemporalen Demenz ist meistens von einer völligen Pflegebedürftigkeit des Betroffenen gekennzeichnet.

Frontotemporale Demenz – Ursachen

Gekennzeichnet ist eine Frontotemporale Demenz durch das Absterben von Nervenzellen im Bereich der beiden Schläfenlappen und Stirnlappen. Was genau die Gründe für diesen Vorgang sind, ist der Medizin bisher nicht exakt bekannt. In manchen Fällen können Veränderungen im Erbgut eine Frontotemporale Demenz auszulösen. Ansonsten sind bisher keine speziellen Risikofaktoren für das Auftreten einer Frontotemporalen Demenz bekannt.

Vaskuläre und frontotemporale Demenz – Therapie

Grundsätzlich stehen zur Therapie aller Demenzformen medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsoptionen zur Auswahl. Des weiteren ist das Ziel sämtlicher Therapieoptionen, die Gedächtnisleistungen der Betroffenen zu verbessern bzw. einen Verfall der geistigen Fähigkeiten zu bremsen. Insbesondere nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeiten sollten vom Betroffenen in Anspruch genommen werden, um den Fortschritt der Demenzerkrankung abzufedern. So können Musik-, Tanz- und Ergotherapie sowie kognitives Training bei Demenzerkrankungen sinnvoll sein. Ebenfalls ist regelmäßiges Gehtraining und Gehhilfen bei Gangunsicherheiten probates Mittel, um die Eigenständigkeit des Betroffenen zu erhalten.

Demenz und Inkontinenz

Inkontinenz ist unter Dementen sehr weit verbreitet. In 70 bis 80 % der Fälle tritt Blasenschwäche auf. Das hängt mit der Schädigung des Hirnareals zusammen, der für die Kontrolle der Harnblase zuständig ist. Oft werden in diesen Fällen Medikamente eingesetzt, um die Symptome zu lindern. Zusätzlich ist konsequentes Toilettentraining und das Tragen von Inkontinenzmaterial empfehlenswert. So nehmen Betroffene Inkontinenzeinlagen bei leichter bis mittlerer Inkontinenz und bei schwerer Inkontinenz sind Windeln für Erwachsene die bessere Wahl.

Fazit Demenzformen

Insgesamt gibt es verschiedene Formen von Demenz, von denen einige häufiger vorkommen als andere. Die Alzheimer-Krankheit ist mit Abstand die am weitesten verbreitete Form, gefolgt von vaskulärer Demenz, Frontotemporaler Demenz (FTD) und gemischter Demenz. Jede dieser Demenzformen hat ihre eigenen charakteristischen Merkmale, Ursachen und Verläufe. Während Alzheimer typischerweise Gedächtnisstörungen und kognitive Beeinträchtigungen verursacht, kann vaskuläre Demenz auf Durchblutungsstörungen im Gehirn zurückzuführen sein und Frontotemporale Demenz Verhaltens- und Sprachänderungen hervorrufen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Darüber hinaus ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen jeder Person mit Demenz zu berücksichtigen und angemessene Unterstützung anzubieten.

 


 

Quellen

Völzke, V. (2020). Demenzformen. In: Patienten mit Gedächtnisstörungen. essentials. Springer, Wiesbaden.

https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/Broschueren/Demenz-das_wichtigste_.pdf

Hartje, Wolfgang et al.: 2006 Klinische NeuropsychologieDOI: 10.1055/b-0034-18563