Vaskuläre Demenz | schleichender Verlauf

Der Beginn einer vaskulären Demenz ist schleichend, kann aber nach einem Schlaganfall auch plötzlich auftreten. Wir informieren umfassend über Ursachen, Symptome und Krankheitsverlauf.

Vaskuläre Demenz

Was ist eine vaskuläre Demenz?

Bei der vaskulären Demenzen kommt es, vereinfacht gesagt, durch Durchblutungsstörungen zu einem allmählichen Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Je nachdem wie groß die Durchblutungsstörung ausgeprägt ist, zeigt sich auch die Demenz stärker.

Bei der vaskulären Demenz handelt es sich um eine der am häufigsten auftretenden Demenzarten. Aktuell leiden mehr als 15 % aller Demenzkranken an einer Form der vaskulären Demenz. Daher handelt es sich bei dieser Krankheit um die nach Alzheimer am häufigsten auftretende Demenzerkrankung. Alzheimer hingegen wird bei ca. 65 % aller Demenzkranken diagnostiziert.

Der Begriff „vaskulär“ wird in der Regel mit „die Blutgefäße betreffend“ übersetzt. Das bedeutet, dass eine vaskuläre Demenz grundsätzlich mit einer Störung der Blutversorgung einhergeht. Diese kann aufgrund unterschiedlicher Ursachen auftreten. Darüber hinaus ist eine vaskuläre Demenz häufig auch mit zahlreichen Einschränkungen verbunden. Aus diesem Grund sorgt diese Krankheit für eine erhebliche Verkürzung der Lebenserwartung.

Ursachen der vaskulären Demenz?

Ebenso wie sämtliche vaskulären Krankheiten wird auch eine vaskuläre Demenz durch eine Störung der Blutversorgung verursacht. Das Gehirn muss fortwährend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden, um gesund zu bleiben. Hauptsächlich wird der Bedarf des Gehirns über die großen Hirnschlagadern bedient. Beim Auftreten eines Versorgungsengpasses treten unmittelbar Schäden am Gehirn ein. In der Regel nehmen die Hirnzellen bereits bei einer kurzen Versorgungslücke schweren Schaden oder sterben vollständig ab. Deshalb stellt ein Schlaganfall eine der häufigsten Ursachen für die vaskuläre Demenz dar.

In vielen Fällen kommt es jedoch zu einem schleichenden Entstehungsprozess, der mehrere Jahre andauern kann. Oftmals wird eine vaskuläre Demenz durch eine nachhaltige Mangelversorgung von minimalem Umfang ausgelöst. Diese entsteht durch Verdickung und Erstarrung kleinerer Blutgefäße. Hauptsächlich kommt es zu diesen Symptomen, wenn chronischer Bluthochdruck über mehrere Jahre unbehandelt bleibt. Deshalb stellt andauernder Stress sowie chronischer Bluthochdruck eine weitere wichtige Ursache für diese Erkrankungen dar.

Letztlich sind in einigen Fällen ebenfalls ungünstige Blutwerte für die Entstehung dieser Krankheiten verantwortlich. Neben einem hohen LDL-Cholesterinwert und einem kleinen HDL-Cholesterinwert kann ebenfalls Diabetes zu dieser Krankheit führen. Darüber hinaus sorgt auch ein mehrjähriger Konsum von Nikotin zu einer erheblichen Steigerung des Risikos für eine vaskuläre Demenz.

Insenio Infographik Vaskuläre Demenz

Symptome einer vaskulären Demenz?

Die Symptome einer vaskulären Demenz stellen sich lediglich nach einem Schlaganfall ad hoc ein. In den meisten Fällen kommt es jedoch zu schleichenden und leicht übersehbaren Veränderungen, die im Laufe von vielen Jahren zum typischen Krankheitsbild einer vaskulären Demenz führen.

Grundsätzlich geht diese Erkrankung aber mit immer deutlicher werdenden Persönlichkeitsveränderungen einher. Unter anderem treten sowohl eine immer stärker werdende Unruhe, unangemessene Wutanfälle, sowie eine ungewohnte Aggressivität bei den Betroffenen auf. Darüber hinaus weinen und lachen Betroffene oft, ohne selbst den Grund dafür zu kennen. Oftmals verlieren die Betroffenen die Freude an Hobbys und neigen zu Traurigkeit und Stimmungsschwankungen. In späteren Stadien der Krankheit kann ebenfalls eine starke Verwirrtheit auftreten.

Weiterhin ist oftmals eine immer stärker werdende Orientierungslosigkeit auffällig. Zunächst kann es beispielsweise zu Orientierungsschwierigkeiten auf dem Heimweg in der eigenen Heimatstadt kommen und später können Betroffene in einigen Situationen nicht einmal die Jahreszeit oder ihren aktuellen Aufenthaltsort benennen. Darüber hinaus treten stets deutliche Gedächtnisstörungen auf. Erkrankte erzählen häufig Dinge mehrfach hintereinander. Außerdem können sich viele Betroffene weder an kürzlich aufgetretene Ereignisse noch an neu erlernte Fakten erinnern, obwohl Erinnerungen an die eigene Kindheit präsenter sind als jemals zuvor.

Letztlich kommt es in vielen Fällen zu Denkschwierigkeiten, einem nachlassenden Urteilsvermögen sowie starken Problemen bei Alltagstätigkeiten. In weit fortgeschrittenen Stadien der Krankheit kommt es ebenfalls zu Sprachstörungen. Oftmals schränkt sich der Wortschatz der Betroffenen immer weiter ein und die Sprache beginnt immer undeutlicher zu klingen.

Symptome der vaskulären Demenz im Überblick

  • häufig schleichend
  • leicht übersehbare Veränderungen
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Unruhe
  • Wutanfälle
  • Aggressivität
  • Orientierungslosigkeit
  • Gedächtnisstörungen
  • Traurigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • nachlassendes Urteilsvermögen
  • eingeschränkter Wortschatz

Verlauf der vaskulären Demenz?

Eine vaskuläre Demenz kann bei Schlaganfällen abrupt auftreten und dabei bereits vollständig ausgeprägt sein. Selbst gesunde Menschen leiden direkt nach einem Schlaganfall in vielen Fällen an einer schweren Form der vaskulären Demenz.

Im Normalfall tritt diese Demenzform aber mit einem stufenartigen Krankheitsverlauf auf. Das bedeutet, dass sie nicht allmählich beginnt und sich kontinuierlich verschlechtert, sondern die Ausprägung so lange stabil bleibt, bis sie sich wieder schlagartig verschlechtert.

In den meisten Fällen bleibt die Krankheit über lange Phasen stabil und kann sich dabei sogar kontinuierlich minimal verbessern. Dieser Verlauf sorgt sowohl für die Betroffenen als auch deren Angehörige für besonders große Herausforderungen. In einigen Fällen stoppt die Krankheit an einem bestimmten Punkt. Dennoch sorgt ein weiterer Schub auch bei kontinuierlicher Verbesserung während einer Ruhephase für eine deutliche Verschlechterung der Symptome.

In den fortgeschrittenen Stadien sind die Betroffenen in der Regel nicht mehr in der Lage, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen. Betroffene sind rund um die Uhr auf die Hilfe von Pflegepersonal und Angehörigen angewiesen. Später treten Schluckbeschwerden auf, die selbst aus der Nahrungsaufnahme einen Risikofaktor machen. Letztlich verlieren Betroffene auch die Kontrolle über ihre Blase sowie ihren Darm und erkennen selbst nahe Angehörige nicht mehr wieder.

Unterschied zu anderen Demenzformen

Grundsätzlich unterscheidet sich diese Demenz vor allem in ihrer Ursache, aber auch in ihrem Krankheitsverlauf von anderen Formen der Demenz. In den meisten Fällen werden die Schäden an den Hirnzellen durch Ablagerungen und Geschwüre innerhalb der Nervenzellen verursacht. Bei der vaskulären Demenz kommt es hingegen zu einer Unterversorgung der Hirnzellen, die zur Schädigung dieser führt.

Aus diesem Grund kommt es bei vaskulärer Demenz ebenfalls zu einem Krankheitsverlauf, der sich deutlich von anderen Demenzarten unterscheidet. Die kontinuierliche Verschlechterung des Gesundheitszustands bei den meisten Demenzarten geht vor allem auf das Wachstum der Ablagerungen und Geschwüre zurück. Da es bei vaskulären Demenzen jedoch nur zu einem kurzzeitigen Versorgungsengpass kommt, tritt keine kontinuierliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes auf. Die Auslöser des Versorgungsengpasses können jedoch für weitere Engpässe sorgen, sodass eine schubweise Verschlechterung des Gesundheitszustands zu Zeiten eines erneuten Versorgungsengpasses kommt.

Wichtige Infos zu Demenzformen haben wir für Sie übersichtlich zusammengestellt.

Wie sieht eine Therapie der vaskulären Demenz aus?

Eine Schädigung der Hirnzellen kann nach aktuellem Stand der Medizin noch nicht behandelt werden. Aus diesem Grund sind die Schädigungen der vaskulären Demenz nicht zu beheben. Dennoch werden zahlreiche Therapieformen eingesetzt, um das Entstehen eines weiteren Versorgungsengpasses und eine Verschlechterung des Gesundheitszustands zu vermeiden.

Unter anderem wird auf eine umfassende Krankengymnastik, sowie eine spezielle Sprachtherapie gesetzt. Darüber hinaus soll eine Beschäftigungstherapie dafür sorgen, dass keine Stresssituationen für den Betroffenen entstehen. Auch eine Musiktherapie und eine Erinnerungstherapie können zum Einsatz kommen. Wird die vaskuläre Demenz von Traurigkeit und Depressionen begleitet, so kommt ebenfalls eine begleitende Psychotherapie in Frage. Oft verschreibt der behandelnde Arzt Blutverdünner, um weitere Versorgungsengpässe des Gehirns zu vermeiden.

Fazit vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form von Demenz und wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht, die zu Schäden an den Blutgefäßen und damit zu kognitiven Beeinträchtigungen führen können. Die Symptome können je nach den betroffenen Bereichen des Gehirns variieren und umfassen Probleme mit Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Urteilsvermögen und Problemlösungsfähigkeiten. Ein frühzeitiges Erkennen der Symptome und eine gründliche Diagnose sind entscheidend, um den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung konzentriert sich oft auf die Kontrolle von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und hohem Cholesterinspiegel sowie auf die Förderung eines gesunden Lebensstils mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität. Die Unterstützung von Familienangehörigen und Betreuungspersonen ist ebenfalls von großer Bedeutung, da vaskuläre Demenz sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen eine Herausforderung darstellen kann. Durch eine ganzheitliche Betreuung und Unterstützung können Menschen mit vaskulärer Demenz lernen, mit den Herausforderungen umzugehen und ein erfülltes Leben zu führen, während gleichzeitig ihre Selbstständigkeit und Würde bewahrt werden.


 

Quellen

Hermann, P., Zerr, I. & von Arnim, C. Vaskuläre Demenz. DGNeurologie 7, 55–63 (2024)

https://dnvp9c1uo2095.cloudfront.net/wp-content/uploads/2012/12/030038_LL_Vaskulaere_Demenzen_2017_archiviert.pdf

O’Brien JT, Thomas A. Vascular dementia. Lancet. 2015 Oct 24;386(10004):1698-706. doi: 10.1016/S0140-6736(15)00463-8. PMID: 26595643